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Gute Ideen sind Geschenke des Glücks


 

Galileo Galilei, Johannes Gutenberg oder Albert Schweitzer – ich mag Menschen mit guten Ideen, mit Visionen. Das ist das, was uns nach vorne bringt, was uns stark macht. Gute Ideen sind Geschenke des Glücks. Manchmal genügt es schon, sich von guten Ideen inspirieren zu lassen. Es sei denn, meine Freundin Svenja ist Teil einer guten Idee.

Think global, act local! Yeah! Keine Ahnung, wer ihr diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Jedenfalls verkündete Svenja vor einiger Zeit, dass wir von nun an vegan zu speisen hätten. Eine gute Idee eigentlich. Wegen der Tiere und der Umwelt und der Gesundheit und des Weltfriedens und überhaupt. Und ich habe es auch wirklich versucht. Aber nach zwei Wochen Erdnussflips war ich damit durch. Erstens hatte sich meine Darmtätigkeit gegen Null reduziert und zweitens ist die Erdnuss auch nicht gerade besonders local. Übrigens auch dann nicht, wenn man sie beim Penny-Markt direkt um die Ecke kauft, behauptet Svenja. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Worum es hier und heute geht, ist die Geschichte mit dem Auto. Mit dem neuen Auto. Es musste also ein neues Auto her und mir war klar: Wenn es für ein teures, sportliches italienisches schon nicht reicht, dann wenigstens ein billiges, praktisches japanisches. Svenja war anderer Ansicht. Sei ein Auto grundsätzlich schon nicht besonders global thinking, sollten wir doch – gewissermaßen zum Ausgleich – wenigstens massiv local acten. Und das hieß in unserem Fall konkret: Wolfsburg. Sozusagen das Auto aus dem regionalen Anbau. Meine Einwände, dass diese Dinger auch längst in Rumänien oder sonst wo zusammengeschraubt werden, blieben überraschenderweise ungehört. Also ein Golf. Gute Idee eigentlich.

„Und weißt Du was, Hase? Dann holen wir den Wagen selber ab und machen uns ein supersahne Wochenende in Niedersachsen. Was meinste?“ Supersahne Niedersachsen? Ungeachtet meiner Meinung machten wir uns also wenige Wochen später auf in das Mekka des Karosseriebaus nach Wolfsburg, um unser inzwischen vorbestelltes Auto abzuernten. Eine gute Idee eigentlich, hatte Svenja sich doch auch direkt um ein anspruchsvolles Supersahne-Rahmenprogramm gekümmert. Erstmal schön Autostadt gucken. Porsche-Pavillon, Mobiglobe und Cardesign Studio. Quasi das VW-Småland für den postpubertären Mann. Dann Auto einsammeln. Unser Name erscheint an der digitalen Anzeigetafel. Übergabe an Treffpunkt B! Unser persönlicher Kundenbetreuer Bernd übergibt und erklärt uns – tatatata – ein Auto! Yeah! Erinnerungsfoto nicht vergessen! Freuen. Klick. So, das hätten wir.

Svenjas Planung folgend geht’s nun auf dem schnellsten Weg in den Serengeti-Park. Gute Idee eigentlich. Paviane, Giraffen, Zebras – voll global! Und das quasi direkt vor unserer Haustür – total local! Ein supersahne Wochenende! Beziehungsweise hätte es ein supersahne Wochenende bleiben können, wenn Svenja nicht aufgrund der Hitze das Beifahrerfenster geöffnet hätte. Mitten im Serengeti-Park halt. Oder wenn der Elefant nicht plötzlich auf der Jagd nach Bananen, Erdnussflips oder was weiß ich seinen Rüssel durch dieses Fenster gestreckt hätte. Oder zumindest, wenn Svenja nicht infolge einer Panikattacke den Fensterheber bedient und den räuberischen Rüssel eingeklemmt hätte. Oder wenn der Elefant etwas abgeklärter reagiert und nicht gegen die nagelneue Beifahrertür getreten hätte. Drei Mal. Hätte, hätte, Fahrradkette.

So war es denn nun doch nicht so ein supersahne Wochenende und abends im Hotel war dann erstmal Frustsaufen angesagt. Schön einmal quer durch die ganze Welt: Wodka, Ouzo, Jamaica-Rum. Aber halt! Nicht mit Svenja! Wo bleibt denn da der lokale Aspekt? Also schön einmal quer durch das ganze Niedersachsen: Hardenberg, Berentzen, Jägermeister.

Der nächste Morgen. Aufstehen. Schlechte Idee eigentlich. Ich fühle mich wie meine Beifahrertür. Eine Nachricht von meinem Chef. Meeting. Heute. Alle Mann ran. Pronto. Klamotten in den Koffer, Koffer ins Auto, Auto auf die Autobahn. Hmm, fährt sich gut, so ein local Auto. Guter Sound, diese global Musikmaschine. Und es hätte ja auch ein so-gerade-noch-supersahne-Wochenende bleiben können, wenn zirka achtzig Meter vor uns nicht dieser Unfall passiert wäre. Oder wenn zumindest diese Vollbremsung nicht nötig gewesen wäre. Gerade noch rechtzeitig gestoppt. Immerhin. Oh ja, gute Bremsen. Respekt. Rumms – Auto von hinten. Rumms – vorne auf den Vordermann. Polizei kommt. Gute Idee eigentlich. Ich sag: „Alter, mein Wagen! Ey, der ist nagelneu!“ Der Polizist betrachtet das Auto, den Schaden hinten, den Schaden vorne, die Beifahrertür und sagt: „Nagelneu? Und was ist hier mit die Tür?“

„Die Tür? Das war ein Elefant.“

„Ein Elefant?“

„Ähm, ja. Ein Elefant.“

„Kommen Sie mal mit, bitte?“

Keine gute Idee. Pusten. Restalkohol. Null sechs.

Tja. Ein Auto habe ich jetzt nicht mehr. Macht nichts. Mein Führerschein ist ja schließlich auch weg. Na ja, weg ist er nicht. Er liegt jetzt halt woanders. Dafür habe ich jetzt ein Fahrrad. Aus China. Buy global, drive local. Fahrrad fahren ist auch eine gute Idee. Eigentlich.