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Der Kandidat

 

Guten Abend, meine lieben Hamburger Mitbürgerinnen und Mitbürger. Ich stehe heute vor Ihnen, um meine Kandidatur für das Amt des regierenden Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg anzukündigen. Mein Name ist Thomas Langkau und ich bin der neue Spitzenkandidat der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Landesverband Hamburg.

 

Ich gehe davon aus, dass Sie nicht auf das Ablenkungsmanöver der Parteizentrale hereingefallen sind, der junge „Elb-Berlusconi“, Genosse Michael Naumann, sei der neue Spitzenkandidat. Es handelt sich dabei, das kann ich Ihnen versichern, lediglich um eine lancierte Zeitungsente, um Ole von Beust weiter in Sicherheit zu wiegen.

 

Nachdem Frau Voscherau unserer eigentlichen Nachwuchshoffnung, Genosse Henning, die Kandidatur verboten hat, habe ich beschlossen, mich dieser speziellen Herausforderung zu stellen, bevor die nicht mehr vorhandene Parteispitze noch auf die Idee kommt, mit dem Genossen Helmut Schmidt ein weiteres politisches Talent zu verheizen.

 

Was mich für diese große Aufgabe qualifiziert? Neben der fehlenden Partei-Mitgliedschaft ist es in erster Linie der Umstand, dass ich noch nicht so extrem nach Verwesung rieche.

Ich möchte hier und heute nochmals in aller Deutlichkeit betonen: Ich will Ole von Beust aus dem Rathaus jagen und für die SPD Bürgermeister werden!

1998 sagte der Genosse Gerhard Schröder nach seiner Machtergreifung: „Wir werden nicht alles anders, aber vieles besser machen.“ Ich sage Ihnen heute: Das war ein politischer Fehler! Deshalb lautet mein Motto: Wir werden weder vieles besser, noch etwas anders machen!

Ich möchte Sie jetzt und hier auch gar nicht mit politischen Inhalten langweilen. Das können Sie selbst nachlesen in unserem Wahlprogramm. Oder in dem Wahlprogramm der CDU. Oder dem der FDP, oder dem der Grünen.

 

Nein, meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich bin heute hierher zu Ihnen gekommen, um Ihnen mein Schattenkabinett vorzustellen. Eine starke Truppe, die den Begriff „Kompetenzteam“ völlig neu definiert und somit perfekt zu unserer Partei passt. Bei der Auswahl dieses hochwertigen Gremiums lag mir die regionale Zugehörigkeit der Kandidatinnen und Kandidaten ganz besonders am Herzen. Hamburger regieren Hamburg. Die wachsende Stadt. Die menschliche Metropole. Das Tor zur Welt. Das Zentrum der Zukunft.

 

Das so wichtige Amt des Finanzsenators übernimmt erstmals eine Frau. Katharina Knapp kennen Sie vermutlich noch nicht. Sie ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und wurde in den letzten zweieinhalb Jahren mit Arbeitslosengeld II gefördert. Wer das übersteht, ohne zu verhungern, ist bestens geeignet, die Finanzen der Stadt in den Griff zu bekommen. So erhält sie außerdem die Gelegenheit, der Gesellschaft zumindest ein Stück der genossenen Großzügigkeit zurückzuzahlen.

Neuer Wirtschaftssenator wird Peter Tamm. Er ist Ihnen bekannt als der Gründer des Maritimen Museums Hamburg, auch Tamm-Museum genannt. Ihm eilt der Ruf voraus, außerordentlich gut Gelder organisieren zu können und aus Scheiße Bonbon zu machen.

 

Jan Fedder alias Dirk Matthies wird Innensenator. Seine Aufgabe wird darin bestehen, das angeschlagene Image unserer Ordnungshüter und Wasserwerfer wieder auf Vordermann zu bringen. Des Weiteren gilt er als wahre Koryphäe auf dem Gebiet der Kameraüberwachung.

 

An die Spitze der Baubehörde rückt eine Persönlichkeit, die ihre Fähigkeiten bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Es handelt sich dabei um den zukünftig wahrscheinlich ehemaligen Präsidenten des FC St. Pauli und Theaterchef Corny Littmann. Er soll eine weitere Philharmonie bauen, und zwar auf der AOL-Arena. Die wäre zwar noch sinnloser als die Elbphilharmonie, ich als St. Pauli-Fan finde den Gedanken daran aber trotzdem sehr lustig.

 

Besonders dürfte Sie heute hier interessieren, wer das Kulturressort übernimmt. Dafür konnte ich Herrn Dieter Bohlen aus Tötensen gewinnen. Neben seiner Aufgabe, für die überregionale Repräsentanz der Freien und Hansestadt Hamburg eine eingängige Hymne zu komponieren, wird der Schwerpunkt seiner Arbeit darin bestehen, die Talentförderung in Hamburg zu forcieren.

 

Aufgrund der schlechten PISA-Ergebnisse wird es auch an der Spitze der Schulbehörde eine Veränderung geben. Muttersprachenkorrespondentin Verona Feldbusch-Pooth wird die neue Bildungssenatorin. Sie hat sich allerdings noch Bedenkzeit erbeten. Als Alternative stünde Kader Loth zur Verfügung.

 

Die Personifizierung unserer neuen Politik und der Innovationskompetenz meiner Regierungsmannschaft sowie der gesamten SPD stellt jedoch die neue Senatorin für Frauen, Familie und Soziales dar: Eva Herman. Mit ihr als Sinnbild für die moderne Frau werden Sie, liebe Hamburger Mitbürgerinnen, endlich das erreichen können, wonach Sie sich schon so lange gesehnt haben.

 

In diesem Sinne: Packen wir es an!

Ich hoffe auf Ihr Vertrauen und danke für Ihre Aufmerksamkeit!